Analfissur
Dies ist die Bezeichnung für einen Einriss und somit eine Wunde auf dem hochempfindlichen Anoderm, der Haut des Analkanals. Eine Analfissur geht regelhaft mit Schmerzen und frischen Blutauflagerungen oder Blut am Toilettenpapier einher. Die Ursachen sind vielfältig und um nur einige zu nennen, kommen der harte und schwierige Stuhlgang bei Verstopfung, aber auch der häufige Stuhlgang bei Durchfall, die falsche oder übertriebene Analhygiene oder eine Entbindung in Frage. Zumeist heilt die akute Analfissur spontan oder unter einer adäquaten Behandlung folgenlos ab.
Kommt es nicht zur Abheilung der akuten Fissur bildet sich eine chronischen Analfissur aus. Diese findet man fast ausschließlich in der Mittellinie bzw. im Fachjargon bei 6 Uhr oder 12 Uhr in Steinschnittlage, dort wo der Analkanal am schlechtesten durchblutet ist. Zusätzlich wird die Durchblutung dadurch beeinträchtigt, dass unser innerer Schließmuskel, welchen wir nicht willentlich zusammenkneifen oder entspannen können, als Reaktion auf die andauernden Schmerzen in eine verstärkte Dauerkontraktion übergeht. Die Folge ist eine umschriebene Mangeldurchblutung. Über die Zeit bildet sich am Rand der Wunde dickes Narbengewebe, im Bestreben die Wunde zu schließen. Nach außen, zum Afterrand hin und nach innen bildet sich häufig ein Narbengewebewulst, den man außen als Vorpostenfalte und innen als hypertrophe Analpapille oder Analpolyp bezeichnet. Doch die besagte Mangeldurchblutung verhindert den vollständigen Wundschluss und das umgebende Narbengewebe hat kaum das Potential für die Ausbildung von frischem Gewebe und damit eines stabilen Wundverschlusses. Ein Teufelskreislauf.
Die Behandlung der Analfissur besteht in der Senkung des erhöhten Schließmuskeltonus und einer damit verbesserten Durchblutung der Wundränder. Dies kann medikamentös durch verordnungspflichtige Gel- oder Salbenpräparate erfolgen. Alternativ kann durch die konsequente Anwendung eines Analdehners die überspannte Schließmuskulatur passiv gedehnt werden, was die allmähliche Entspannung und damit ebenso die Durchblutungsverbesserung zur Folge hat. Im gleichen Maße stellt sich eine Schmerzreduktion oder -beseitigung ein. Begleitend ist eine Stuhlregulation in Bezug auf die Stuhlkonsistenz und -frequenz erforderlich, denn sowohl die schwierigen und sehr festen Stühle als auch die häufigen und dünnen Stühle sind für die Fissurheilung kontraproduktiv. Hierfür hat sich die Anpassung der Trinkmenge einhergehend mit der regelmäßigen Nahrungsergänzung mit gemahlenen Flohsamenschalen bewährt.
Für die chronische Analfissur kommen diese Behandlungsmaßnahmen nicht selten zu spät. Auch hier sollte immer ein solcher Behandlungsversuch an erster Stelle stehen, doch es liegt in der Natur des umgebenden Narbengewebes, dass keine stabile und dauerhafte Abheilung der chronischen Fissur zustande kommt. Die dann erforderliche operative Therapie besteht in der sparsamen Entfernung des Narbengewebes unter kompletter Schonung der Schließmuskulatur. Dieser operative Eingriff kann sowohl ambulant als auch stationär erfolgen.