Behandlung von Hämorrhoiden
Für die Beseitigung der durch Hämorrhoiden verursachten Beschwerden stehen zahlreiche Behandlungsverfahren zur Verfügung. Bei der Entscheidung, welches Verfahren für Sie das richtige ist, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Vor Behandlungsbeginn werden Sie entsprechend informiert und beraten.
Höchstens acht bis zehn Prozent der Patient/innen mit Hämorrhoidalbeschwerden benötigen ein operatives Behandlungsverfahren. Bei der großen Mehrheit lässt sich durch konservative bzw. interventionelle Verfahren die Beschwerde- und Symptomfreiheit erreichen, ohne dass eine vorübergehende Einschränkung der Arbeitsfähigkeit oder der Freizeitaktivitäten erforderlich wäre.
Insofern ist es im Sinne der Patient/innen, wenn die Untersuchung und Behandlung in einer medizinischen Einrichtung erfolgt, welche sowohl die nicht operativen wie auch die operativen Behandlungsmethoden anbieten kann.
Konservative Therapiemaßnahmen
Diskrete Hämorrhoidalbeschwerden lassen sich kurzfristig, aber auch nur kurzzeitig, durch die Anwendung diverser Cremes und Salben lindern oder beseitigen. Der Inhaltsstoff Zinkoxid wirkt antientzündlich, abheilend und hautschützend. Gerbstoffhaltige Salben und Cremes, z.B. mit Tanninen aus der Eichenrinde, entfalten eine ähnliche Wirkung auf der Haut und lindern damit den Juckreiz. Auch der pflanzliche Wirkstoff Hamamelis oder der lokal betäubende Wirkstoff Lidocain findet in sogenannten Hämorrhoiden-Salben Anwendung.
Eine langfristige Verbesserung kann durch die Maßnahmen der Basistherapie erreicht werden, sofern diese Maßnahmen beibehalten werden.
Doch keines dieser Mittel vermag die eigentliche Ursache, die Vergrößerung der Hämorrhoiden, zu beseitigen. Somit sind wiederkehrende Beschwerden die Regel.
Sklerosierung (Verödung) von Hämorrhoiden
Die Sklerosierung bzw. Verödung von Hämorrhoiden bietet sich als alleinige und effektive Therapie für Hämorrhoiden ersten Grades oder bei vordergründigen Blutungsbeschwerden durch Hämorrhoiden an. Sofern die Patientin bzw. der Patient dem zustimmt *, kann diese Behandlung bereits im Rahmen der Erstvorstellung begonnen werden, denn oft sind mehrere Verabreichungen bis zum Erreichen der Beschwerde- und Symptomfreiheit erforderlich.
Hierbei wird der Wirkstoff Polidocanol (in alkoholischer Lösung) direkt in das vergrößerte Hämorrhoidengewebe eingespritzt. Diese Prozedur und ebenso die nachfolgende Gewebereaktion ist fast ausnahmslos schmerzfrei, da Hämorrhoiden nicht über eine Nervenversorgung zur Wahrnehmung von Schmerzreizen verfügen. Allenfalls ein kurzzeitiges Druckgefühl oder diskretes Brennen könnte an der angrenzenden Haut des Analkanals, dem sensiblen Anoderm, wahrgenommen werden.
Infolge dieser Injektion wird im Hämorrhoidengewebe eine Entzündung mit daraus resultierender Schrumpfung und Vernarbung ausgelöst. Die Schrumpfung bewirkt neben der Größenabnahme einen Teilverschluss der Blutgefäße dieses Schwellkörpers, womit die Blutungsneigung deutlich nachlässt, und die entzündliche Vernarbung fixiert die Hämorrhoiden wieder auf der darunterliegenden Muskelschicht.
Risiken bzw. Komplikationen sind sehr gering. Tatsächlich wird die Sklerosierung zur Blutungsstillung eingesetzt und sie kann selbst unter der Einnahme sogenannter „Blutverdünner“ angewandt werden. Ein Übergriff der Entzündung auf benachbarte Strukturen ist äußerst selten, kann dann aber auch Schmerzen und die Notwendigkeit einer Behandlung nach sich ziehen.
* Hierzu müssen Sie die Patienteninformation zur Behandlung der Hämorrhoiden gelesen und dies durch Ihre Unterschrift auf dem Anamnesebogen bestätigt haben. Das Blatt zur Patienteninformation und der Anamnesebogen sind unter der Rubrik Service online erhältlich oder werden Ihnen beim Erstbesuch in unserer Praxis ausgehändigt.
Gummibandligatur von Hämorrhoiden
Die Behandlung durch das Abbinden (Ligatur) von Anteilen der Hämorrhoiden mittels eines Gummibandes stellt ein effektives Verfahren für die Behandlung von Hämorrhoiden zweiten und dritten Grades oder von Enddarmvorfällen ersten bis zweiten Grades dar. Überwiegend wird dieses Verfahren mit der Sklerosierung kombiniert, denn damit kann der Behandlungserfolg beschleunigt und die Blutungsneigung verringert werden.
Sofern die Patientin bzw. der Patient dem zustimmt *, ist diese Behandlung bereits im Rahmen der Erstvorstellung durchführbar, denn oft sind mehrere bis zum Erreichen der Beschwerde- und Symptomfreiheit erforderlich.
Bei dieser Behandlungsmethode werden Hämorrhoidenanteile von etwa 15 Millimeter Durchmesser mittels Unterdruckes in ein glockenförmiges Instrument eingesogen und durch das Übersteifen eines nur 3 Millimeter kleinen latexfreien Gummiringes abgebunden. Das Gewebe stirbt ohne Blutzufuhr innerhalb von wenigen Stunden ab und zerfällt in den folgenden Tagen. Der Gummiring wird, zumeist unbemerkt, ausgeschieden. Es verbleibt für wenige Tage bis maximal 3 Wochen eine Wunde und später eine Narbe, welche die verkleinerten Hämorrhoiden- oder Schleimhautanteile auf der darunterliegenden Muskelschicht fixiert. Die erneute Anheftung ist, neben der Gewebereduktion, der gewünscht Effekt einer Gummibandligatur.
Auch dieses Verfahren ist weit überwiegend schmerzfrei oder schmerzarm, da Hämorrhoiden nicht über eine Nervenversorgung zur Wahrnehmung von Schmerzreizen verfügen. Der Zug am Gewebe und eine entzündliche Mitreaktion der benachbarten Gewebeschichten kann in maximal 5 Prozent der Fälle ein unangenehmes Stuhldrang-, Druck- oder Schmerzgefühl und in Ausnahmefällen Infektionszeichen verursachen. Dann sollte kurzzeitig ein Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Eine schmerztherapeutisch dosierte Einnahme von Aspirin, mehr als die bei Herz- und Gefäßerkrankungen üblichen 100 mg, könnte eine Nachblutung begünstigen und darf nicht als Schmerzmittel gewählt werden. Sofern anhaltende Schmerzen auftreten, ist immer eine Wiedervorstellung empfohlen. Bis dahin sollten die oben genannten Schmerzmittel eingenommen und bei einer äußeren Schwellung zusätzlich moderate Kälte und eine lokal wirksame Hämorrhoiden-Salbe mit Lidocain Anwendung finden.
Das Absterben der abgebundenen Gewebeanteile hinterlässt eine Wunde. Es wäre normal und harmlos, wenn sich unmittelbar nach der Behandlung oder im Verlauf der folgenden 2 bis 3 Wochen leichte Blutungen zeigen würden, denn es liegt eine offene Wunde im Bereich des gut durchbluteten Schwellkörpergewebes der Hämorrhoiden vor. Außerdem ist der Enddarm ein Hohlorgan, in dem sich Blut sammeln könnte. Hingegen bedürfen starke Blutungen, so als ob eine Tasse Blut nachgeschüttet wurde, immer und zeitnah einer Abklärung. Es muss sichergestellt werden, dass keine fortwährende Blutung besteht und andernfalls eine Blutstillung erfolgen. In diesen sehr seltenen, maximal in 1 von 200 Behandlungen, auftretenden Fällen, heißt es den Kopf zu bewahren und sich zeitnah in eine Notfallbehandlung zu begeben. Geht es der oder dem Betreffenden schlecht, ist sie oder er allein oder müsste selbstständig ein Fahrzeug führen, sollte immer der Notruf 112 getätigt werden. Fühlen sich die Betreffenden hingegen stabil und werden sie von einer erwachsenen Person begleitet und gefahren, sollte die nächstgelegenen Notfallambulanz aufgesucht werden. Für eine Notfallvorstellung in unserer Praxis, muss eine telefonische Absprache erfolgt sein, denn ein behandelnder Arzt allein kann nicht ständig verfügbar sein.
Insgesamt ist das Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen und Komplikation gering und es sind fast keine Einschränkung der Arbeitsfähigkeit oder der Freizeitaktivitäten erforderlich. Lediglich eines sollte beachtet werden: Planen Sie bitte für die Zeit von 2 bis 3 Wochen nach einer Ligaturbehandlung keine Fernreise. Kommt es doch einmal zu einer der seltenen Nachblutungen, muss ärztliche Hilfe verfügbar sein.
* Hierzu müssen Sie die Patienteninformation zur Behandlung der Hämorrhoiden gelesen und dies durch Ihre Unterschrift auf dem Anamnesebogen bestätigt haben. Das Blatt zur Patienteninformation und der Anamnesebogen sind unter der Rubrik Service online erhältlich oder werden Ihnen beim Erstbesuch in unserer Praxis ausgehändigt.
Operative Therapieverfahren
Operative Verfahren kommen in der Behandlung von Hämorrhoiden 3. Grades und 4. Grades und in Ausnahmen bei Hämorrhoiden 2. Grades zur Anwendung.
Die zur Verfügung stehenden Operationsmethoden lassen sich in Hämorrhoiden erhaltende Verfahren und Hämorrhoiden resezierende (entfernende) Verfahren unterteilen.
Erstere haben das Ziel der Wiederanheftung und Verkleinerung des Hämorrhoidengewebes bei gleichzeitig vollständigem Funktionserhalt. Hierzu zählen die minimal-invasive Laserhämorrhoidoplastie (LHP®), die Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur (HAL) mit oder ohne dem Rekto-Anal-Repair (RAR) und auch die Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo.
Bei den äußerlich fixierten Hämorrhoiden 4. Grades sind ausschließlich klassische, resezierende (entfernende) Verfahren anwendbar. Hierzu zählen die Operationen nach Milligan-Morgan, Ferguson oder Fansler-Arnhold.
Laserhämorrhoidoplastie (LHP®)
Bei der minimal-invasiven Laserhämorrhoidoplastie (LHP®) der Firma biolitec® wird eine Glasfaser, so dünn wie eine Bleistiftmine, in das Hämorrhoidengewebe eingeführt und mit Hilfe des sogenannten Pilotstrahles wunschgemäß positioniert. Durch die gezielte Abgabe von Laserpulsen kann punktgenau Hitze erzeugt und somit das Hämorrhoidengewebe von innen heraus geschrumpft werden. Durch narbige Umbauvorgänge schrumpft das Hämorrhoidengewebe in den folgende 4 bis 6 Wochen weiter und wird auf der festen muskulären Schicht wieder angeheftet.
Bei ausgeprägt heraustretenden Hämorrhoiden wird dieser Eingriff durch eine zusätzlich Nahtraffung, einem sogenannten Rekto-Anal-Repair, ergänzt.
Dieser Operation kann abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand und der häuslichen Versorgung der Patientin oder des Patienten ambulant oder stationär durchgeführt werden.
Da dieser Eingriff nur bei Privaten Krankenversicherungen oder wenigen Gesetzlichen Krankenversicherungen (IKK Classic, Mobil KK, einige BKK) ambulant abgerechnet werden darf, muss bei anderweitig Versicherten eine stationäre Behandlung über 2 Tage erfolgen.
LHP®-Laserverfahren der biolitec®
LHP® Animation by biolitec®
Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur (HAL) – Rekto-Anal-Repair (RAR)
Bei diesem operativen Verfahren werden in den Lokalisationen der größten Ausprägung des Hämorrhoidengewebes jeweils die zuführenden arteriellen Gefäße (HAL = Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur) an der Hämorrhoidenbasis mit einer Naht unterbunden. Anschließend wird der Rekto-Anal-Repair (RAR) ausgeführt, indem mit der gleichen Naht das Hämorrhoidengewebe mehrfach korkenzieherartig umstochen, die Naht zusammengezogen und geschlossen wird. Man erreicht damit eine Verminderung des Bluteinstroms in den hämorrhoidalen Schwellkörper, eine Einwärtsraffung des Hämorrhoidengewebes und im Weiteren dessen Schrumpfung mit narbigem Umbau.
Dieser Eingriff kann eigenständig oder ergänzend zu einem anderen, z.B. der LHP®, durchgeführt werden.
Dieser operative Eingriff kann abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand und der häuslichen Versorgung der Patientin oder des Patienten ambulant oder stationär durchgeführt werden.
Klassische Hämorrhoidektomie
Klassische Operationsverfahren sind z.B. die Hämorrhoidektomie nach Milligan-Morgan und die Hämorrhoidektomie nach Ferguson. Bei Beiden werden Hämorrhoidenanteile reseziert, d.h. weggeschnitten. Während beim Milligan-Morgan die Wunde nicht verschlossen wird, erfolgt bei der Hämorrhoidektomie nach Ferguson ein Teilverschluss. Ein vollständiger Wundverschluss stellt bei proktologischen Operationen die absolute Ausnahme dar (Wundheilung). Bei einer entsprechenden Nachbehandlung sind die unmittelbaren Beschwerden nach einem solchen Eingriff gut eingrenzbar.
Die resezierenden Verfahren haben Vor- und Nachteile. Aufgrund ihrer Radikalität verbleibt in dem Operationsbereich kein Hämorrhoidengewebe, ein Rezidiv (Wiederkommen) ist somit deutlich seltener. Auch die Hautläppchen am Afterrand (Marisken) werden hierbei entfernt, was für einige Patientinnen und Patienten einen wichtigen Aspekt darstellt. Andererseits haben diese Verfahren Grenzen, denn die Hämorrhoiden haben eine wichtige Funktion in der Gewährleitung der Feinkontinenz. Luft, Flüssigkeiten und dünne Stühle können nur dank der Hämorrhoiden sicher zurückgehalten werden. Deshalb muss die Entfernung (Hämorrhoidektomie) auf maximal 3 Positionen bzw. Hämorrhoidenknoten beschränkt werden.
Dieser operative Eingriff kann abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand und der häuslichen Versorgung der Patientin oder des Patienten ambulant oder stationär durchgeführt werden.
Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo
Mit einem Klammernahtgerät (Stapler) werden in einem Arbeitsschritt eine Manschette, bestehend aus Schleimhaut (Mukosa) und der darunter gelegenen Bindegewebeschicht (Submukosa), aus der Enddarmwand herausgeschnitten und die Enden, durch eine Titanklammernaht, wieder vereint. Dieser Mukosa-Submukosa-Ring wird oberhalb der Hämorrhoidenpolster entnommen. Durch das Schließen der dadurch entstandenen Lücke bzw. Wunde und das Zusammenfügen der Wundränder werden die Hämorrhoiden wieder in den Analkanal hereingezogen und fixiert. Der Vorgang wird auch als „Hämorrhoiden-Lifting“ bezeichnet werden.