Wundheilung und Behandlung nach Operationen
Das Wunden heilen, ist ein naturgegebener Prozess. Doch wie und wie schnell sie verheilen, hängt von Faktoren ab, die man beeinflussen kann.
Bei der primären Wundheilung werden die aneinander liegenden Wundränder und der damit nur minimale Wundspalt von Ersatzgewebe überbrückt und wieder verschlossen, wobei nur eine schmale Narbe verbleibt. In dieser Weise heilen infektionsfreie Operationswunden, die vernäht wurden.
Im Fall der sekundären Wundheilung wird eine offene Wunde oder ein breiter Wunddefekt von Narbengewebe aufgefüllt und damit geschlossen. Die Oberfläche der offenen Wunde ist somit immer mit Keimen besiedelt, d.h. infiziert. Diese werden von unseren körpereigenen Abwehrzellen bekämpft und zerstört. Der dabei entstehende „Zellschrott“ entspricht dem Eiter und gehört zum Prozess der sekundären bzw. offenen Wundheilung dazu. Das sich vom Wundgrund und den Wundrändern nachbildenden Ersatzgewebe schiebt im Heilungsprozess die infizierte Wundoberfläche vor sich her, bis die Wunde vollständig von Narbengewebe aufgefüllt ist und sich die Haut darüber schließt.
Nachsorge und Wundbehandlung nach proktologischen Eingriffen
Alle infizierten Wunden und somit alle Wunden nach Operationen oder Verletzungen im Enddarm- und Analbereich müssen sich durch sekundäre Wundheilung schließen.
Mit dem anfangs belastenden und schmerzhaften Prozess der Wundheilung werden unsere Patientinnen und Patienten nicht allein gelassen. Von der Erstvorstellung, über die Diagnostik und operative Behandlung bis hin zu einer sorgfältigen Nachsorge und Wundbehandlung sowie der erfolgreichen Erholung nach chirurgischen Eingriffen werden sie in unserer Praxis umfassend betreut und informiert. Unser Ziel ist es, Ihnen zu einer schnellen und komplikationsfreien Heilung zu verhelfen.
Nach einem proktologischen Eingriff erhalten Sie von uns genaue Anweisungen zur Wund- und Schmerzbehandlung, einschließlich der Verordnungen und Anwendungsanweisungen für Medikamente und Verbandstoffe sowie eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, sofern diese erforderlich ist. Wir empfehlen Ihnen auch nach der Operation die Stuhlregulation (Basistherapie) fortzuführen oder spätestens jetzt, mit der Einnahme von gemahlenen Flohsamenschalen und ausreichender Flüssigkeitszufuhr zu beginnen, denn der Stuhlgang muss seinen gewohnten Gang gehen. Allein wegen der Operationswunden müssen Sie keine komplette Nahrungsumstellung vornehmen, sollten Ihnen jedoch Nahrungsmittel bekannt sein, die auch ohne Wunde den Stuhlgang in der einen oder anderen Weise erschweren, dann verzichten Sie darauf. Und, machen Sie mal eine Chili-Pause, denn dieser brennt bekanntermaßen zweimal.
Eines brauchen Sie nicht zu haben, Angst vor einer Infektion der Wunden durch den unvermeidlichen Stuhlgang. Warum? Die Wunde ist aufgrund der Lage im Enddarm und Analkanal unvermeidlich infiziert. Wäre dies ein Problem bzw. eine Gefahr in Hinblick auf eine Blutvergiftung (Sepsis), dann wäre die Menschheit bereits ausgestorben, denn der kleinste Schleimhauteinriss oder jede noch so geringe Hämorrhoidenblutung stellt eine Eintrittspforte für Bakterien dar. Doch die Schleimhaut unseres Magen-Darm-Traktes ist mit dem sogenannten darmassoziierten lymphatischen Gewebe (GALT), einem hocheffizienten Immunabwehrsystem ausgestattet.
Damit die Wunden schnellstmöglich und komplikationslos abheilen, müssen wenige, aber dafür wichtige Kriterien erfüllt sein. Das eitrige Wundsekret, das auf offenen Wundflächen immer entsteht und den Zellabbauprodukten entspricht, die bei den Heilvorgängen und in der Auseinandersetzung zwischen unseren körpereigenen Abwehrzellen und den Bakterien anfallen, muss abfließen können. Deshalb werden die Wunden von innen, dem Analkanal, nach außen, der afterumgebenden Hautfläche, als durchgängige Wundfläche angelegt. Man bezeichnet dies als sogenanntes Drainagefeld oder Drainagedreieck.
Die Pflege der offenen Wunden ist einfach und komplett selbstständig durchführbar. Diese sollten drei- bis viermal täglich mit klarem Wasser abgespült werden. Man setze sich auf den Wannenrand und brause die Wunde ab. Aber auch eine sogenannte Po-Dusche oder kurze Sitzbäder bzw. Vollbäder wären möglich. Anschließendes Trockentupfen und das Vorlegen unsteriler Mullkompressen und anfangs auch Saugkompressen vervollständigen den Verband. Ersparen Sie sich umständliche Pflasterverbände und nutzen Sie etwas straffer am Körper anliegende Unterwäsche. Unterhose hoch und der Verband wird vor Ort gehalten.
Um die Entzündung und damit die Schmerzen an der offenen Wunde so gering wie möglich zu halten und die Wundheilung zu beschleunigen, verordnen wir unseren Patientinnen und Patienten zumeist eine gelförmige Wirkstoffzubereitung aus Polyhexanid oder Metronidazol und Polyhexanid, welche bei jedem Verbandwechsel in haselnussgroßer Portion auf die Wunde oder die Wundauflage aufgetragen wird. Zur Unterbindung einer übermäßigen Kontraktion des inneren Schließmuskels infolge der Wundschmerzen und einer daraus resultierenden Schmerzverstärkung und Minderdurchblutung wird, wie bei der Analfissur, häufig Diltiazem-Gel 2% verordnet. Dieses ist dreimal täglich in erbsengroßer Portion, von außen an den After zu appliziert. Spätestens ab der zweiten Woche nach der Operation sollte man die offenen Wunden einmal täglich moderat spreizen. Dies verhindert Verklebungen und ungünstige Verheilungen, welche den Abfluss der Wunde behindern und die vollständige Abheilung verzögern könnten.
Mit dem Rückgang der Wundsekretion und dem Erreichen der weitestgehenden Schmerzfreiheit kann die Anzahl der Verbandwechsel auf zweimal pro Tag reduziert und die Belastung bis hin zur Vollbelastung gesteigert werden. Die Dauer der erforderlichen Arbeitsunfähigkeit nach einem proktologischen Eingriff muss immer individuell beurteilt werden. Im Durchschnitt beträgt diese zwei bis drei Wochen.
Die Wunden nach der operativen Versorgung eines Sinus pilonidalis werden in gleicher Weise versorgt. Allerdings ist hier zumeist der Verbandwechsel zweimal täglich ausreichend. Unbedingt sollte bei diesem Krankheitsbild eine Rasur der Wundumgebung für den gesamten Zeitraum der Wundheilung und noch etwa sechs Wochen nach der vollständigen Abheilung erfolgen. Damit soll verhindert werden, dass in der Heilungsphase wieder Haare ihren Weg in die Haut und Unterhaut finden.